Die geschichtliche Entwicklung der Herstellung von Tieraugen aus Glas
Soweit bekannt, wurden Tieraugen aus Glas Anfang des 19. Jahrhunderts zuerst in Frankreich hergestellt. In Lauscha, im Thüringer Wald, begann die Fabrikation von künstlichen Tieraugen noch vor der mit 1835 datierten Erfindung der Augenprothesen für den Menschen. Die Anfertigung von Glasaugen erfolgte zunächst recht umständlich. Von Vollglasstengeln wurden passende Stückchen abgehackt (abgeschlagen) und auf Feuer gebrannten Tonplatten niedergeschmolzen. So entstanden feuerpolierte Flachformen, die auf der Unterseite plangeschliffen, mit Pupille und lris von unten bemalt und eingebrannt wurden. Ende des 19. Jahrhunderts beschritt man einen zweiten Weg der Tieraugenherstellung. Geschmolzenes Glas wurde auf eine Walzplatte aufgeschöpft und darauf wurden mit Eisendruckformen Tieraugenkörper ausgestochen; Pupille, Iris und Augenecken malte man und brannte sie ein. Inzwischen stellte man aber schon in Paris und etwas später auch in Gablonz (Böhmen) Tieraugen her, die nicht mit Schmelzfarben gemalt, sondern mittels farbigen Emailleglases angefertigt wurden. Diese neue Technik, Pupille und Iris aus farbigem Emailleglas herzustellen. wurde auch von einem Teil der Lauschaer Tieraugenmacher aufgegriffen. Die Glasmeister der heimischen Glashütten bemühten sich, die dazu notwendigen Emaillegläser in den gewünschten Farben zu schmelzen. Gleichzeitig hielt aber auch das Schmelzfarbenwerk der Farbglashütte Elias Greiner V.S. in Lauscha alle Farbnuancen für die Maltechnik bereit. Das 1867 in Lauscha erbaute Gaswerk veranlasste die Glasbläser mehr und mehr an der sehr vorteilhaften Gasgebläselampe zu arbeiten. So wurden seit etwa, 1905 auch die Tieraugen direkt aus Vollglasstengeln hergestellt. Man erweichte das Ende des Stengels in der Flamme, drückte es breit, setzte von unten mit Farbglas die Pupille ein und schmolz gleichzeitig einen Haltedraht an. Von oben wurde nur ausreichend Stengelglas aus Augenkristall über das ganze aufgeschmolzen. Die Iris wurde von unten aufgemalt und eingebrannt. So konnten sich im Laute der Zeit in Lauscha und Umgebung beide Arbeitstechniken, das Malen der Tieraugen mit Schmelzfarben (Einbrennfarben) und die Gestaltung mittels farbigen Emailleglases recht erfolgreich entwickeln. Im gegenseitigen Ansporn wurden die Leistungen in beiden Techniken immer besser und vollkommener. Schließlich sei auch auf die Anfertigung der hohlgeblasenen schwarzen Kugelaugen hingewiesen, die für viele Vogelarten besonders geeignet sind. Seit 1910/11 stellt man in Lauscha auch Konvex/Konkavaugen her. Bei ihnen tritt infolge ihrer gekrümmten Oberfläche das Farbenspiel der Iris noch vollkommener in Erscheinung. Einige Zeit später gelang es auch, diesen Augen als willkommene Verbesserung Emailleecken anzusetzen. Die Spezialisierung in den verschiedenen Arbeitstechniken ist inzwischen so weit fortgeschritten, dass z. B. die Angehörigen der Familien Greiner‑Vetter in Lauscha ‑ soweit sie Tieraugenmacher sind ‑ die Glasaugen ausschließlich malen und im Muffelofen einbrennen. Dabei haben sie sich zu anerkannten Meistern und Spezialisten von besonderem Format entwickelt. Aber auch die Angehörigen der Familien Porzel sind als Tieraugenspezialisten bekannt. Tatsache ist, dass die Lauschaer Tieraugen nach wie vor in Fachkreisen der ganzen Welt begehrte Artikel sind.